Zur Geschichte der Stadt Zschopau
Eingerahmt von wildromantischen Wäldern, schroffen Felsen und weiten Feldern liegt Zschopau, eine alte Stadt im mittleren Erzgebirge. Die Wurzeln des Ortsnamens findet man im gleichnamigen Fluss. Slawische Siedler bezeichneten ihre Umgebung nach deren Merkmalen. Der Wortstamm "skapp" von Zschopau mit seiner Bedeutung "Fels, Klippe" bzw. "spalten, graben" weist auf die Eigenart des Flusses hin. Der Grund für die Namensübertragung auf den späteren Ort war, dass gerade an dieser Stelle einer der "drei böhmischen Steige" den Fluss überquerte. Es war ein Handelsweg zwischen Leipzig und Prag, auf dem die Kaufleute das "weiße Gold" transportierten. Dies verlieh dem Steig auch den Namen "Salzstrasse". Entlang der Steige erfolgte die Urbarmachung und Besiedlung des dichten "Miriquidiwaldes".
Auch heute noch folgen wir ein Stück weit dem Verlauf dieses alten Handelsweges, wenn wir die Lange Straße hinabgehen und die in der Nähe der Furt 1813 erbaute Steinbogenbrücke passieren. Eine auf der Brücke angebrachte Tafel mit der Darstellung eines Händlers mit Pferdefuhrwerk sowie der Inschrift „Zschap mei Geeß“ (Zschopau mein Jesus), erinnert an die Strapazen, die die Händler im unwegsamen Gelände und den dichten, voller Gefahren steckenden Wäldern auf sich nahmen und wie froh sie waren den sicheren Schutz der Stadt erreicht zu haben.
Die erste urkundliche Erwähnung von Zschopau stammt aus dem Jahr 1286. Doch für die Stadt war der urkundliche Nachweis von 1292 von größerer Bedeutung, da in dieser Urkunde Zschopau als "civitas" (befestigte Stadt) bezeichnet wurde. Doch zuvor schon errichtete man auf einem Bergsporn, zum Schutz des Flussüberganges und der Straße, einen alleinstehenden Turm - der Bergfried "Dicker Heinrich". Dieser ehemalige Wach- und Wohnturm galt lange Zeit als das älteste Bauwerk von Zschopau (2. Hälfte 12. Jahrhundert). Seine damalige Größe betrug nur 20 m und der Eingang befand sich aus strategischen Gründen in 14 m Höhe. Seit 1992 dient er als Aussichtsturm. Durch seine zentrale Lage hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die Umgebung.
Bei Baggerarbeiten auf dem Schloßhof 1999 stieß man auf eine alte Ringmauer aus der Gründungszeit der Burganlage. Ihren Bau bescheinigen Archäologen für das Jahr 1170. Später baute man um den Turm eine Burg. Diese Anlage bot der jungen Stadt Schutz, der durch eine Stadtbefestigung verstärkt wurde.
1494/1495 erbaute man die Stadtkirche St. Martin, Rathaus und Stadtmauer. Durch zahlreiche Stadtbrände wurde die Kirche oft zerstört. Nur im Bereich des Chores erkennt man noch heute die gotischen Umfassungsmauern aus der Entstehungszeit. Das Erscheinungsbild der heutigen Kirche stammt aus dem Jahre 1751. Die Kirche stellt sich dem Betrachter als barocke Saalkirche dar. Bemerkenswert sind der klassizistische Altar von 1858 und die barocke Oertel-Orgel.
Neben dem Handel und der Tuchmacherei begann man zu Anfang des 15. Jahrhunderts in Zschopau mit dem Bergbau. In den hiesigen Schächten wurde neben Bleiglanz mit geringem Silberanteil auch Eisenerz abgebaut.
Zschopau erhielt 1493 die Privilegien einer "Freien Bergstadt". Doch das "große Berggeschrei" blieb für Zschopau aus und konnte mit den neu entstandenen Bergstädten, wie Schneeberg, Annaberg und Marienberg, nicht konkurieren. Einblicke in den Bergbau urtümlichster Art, in die Geologie und Mineralogie erhält man im heutigen Besucherbergwerk "Heilige Dreifaltigkeit" mit Bergbaulehrpfad.
1545-47 wurde die Burg unter Anleitung des Kurfürsten Moritz von Sachsen zum Jagdschloss umgebaut. Neben Fest- und Repräsentationsräumen, befand sich hier der Sitz der Oberforst- und Landjägermeisterei. Von hier aus wurden die umfangreichen kurfürstlichen Waldungen kontrolliert. Der bekannteste dieser Verwaltung war Cornelius von Rüxleben, Günstling des Kurfürsten August (nicht zu verwechseln mit August dem Starken). In Folge zahlreicher Jagdgesellschaften des Kurfürsten kaufte sich Rüxleben zwei Bürgerhäuser am Markt, die er zu einem Edelhaus mit einem schönen Renaissanceportal umbauen ließ. Heute dient es als Rathaus.
1710 wurde Zschopau Poststation. Die im April 2009 neu aufgestellte Postdistanzsäule und die Posthalterei in der Ludwig-Würkert-Straße erinnern noch heute daran. Mit dem Beginn des Eisenbahnbaus ging die Postkutschenzeit für Zschopau zu Ende. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts baute man eine Steinbrücke über den Fluss. Kurz nach Fertigstellung des Rohbaus zogen ca. 100.000 Soldaten mit ihrem Tross (14.000 Wagen) zur Völkerschlacht nach Leipzig. Sie nahmen ihren Weg über die Steinbrücke, die alte Holzbrücke und eilends errichtete Brücken für das Fußvolk. Viele Handwerker und Gewerbetreibende siedelten sich ebenfalls in dieser Zeit in Zschopau an. Es entwickelte sich eine starke Textilindustrie. Durch die großen Baumwollspinnereien von Bodemer und Hübler wurde Zschopau auch als Industriestandort bekannt.
1907 begann Jörgen Skafte Rasmussen unter eigener Leitung Armaturen herzustellen. Er und seine Ingenieure entwickelten den Zweitakt-DKW-Motor. Weltweit wurde Zschopau durch seine Motorräder unter den Firmennamen "DKW", "MZ", nach der Wiedervereinigung "MuZ" und heute wieder "MZ" bekannt.
Von 1952 bis 1994 war Zschopau Kreisstadt. Seit dem 1.1.1999 ist nun Zschopau Große Kreisstadt. Heute leben in Zschopau und seinen Ortsteilen Krumhermersdorf, Ganshäuser und Wilischthal 10.500 Einwohner.