MZ (MuZ) und der Rennsport
Der Motorradstraßenrennsport hat im Zschopauer Motorradbau schon immer eine ganz besondere Rolle gespielt. Bevor die Produktion der ersten Zschopauer Motorräder "Reichsfahrtmodell" richtig in die Gänge gekommen war, heimsten Rasmussens Werkfahrer bereits erste Lorbeeren auf der Berliner Avus ein, als sie in einem gut besetzten Rennen die Plätze 1-3 belegten. Nicht viel anders war die Situation nach dem 2. Weltkrieg als einige Unentwegte in Zschopau sich schon wieder mit Rennsport beschäftigten, obwohl an den Beginn einer Serienproduktion (1950) noch nicht zu denken war. Von den ersten 3 unter allergrößten Schwierigkeiten entstandenen Motorrädern wurde sofort eines zur Rennmaschine umgebaut.
Bei der am 01.07.1992 gegründeten Fa. MuZ war das auch nicht viel anders. Im Dezember 1992 wurden auf der Motorradausstellung in Birmingham die beiden Neukonstruktionen "Skorpion Sport" und "Skorpion Tour" vorgestellt und bereits 10 Monate später, an eine Serienproduktion war noch nicht zu denken, rollte die erste Renn-Skorpion an den Start, im britischen Donington Park.Geschäftsführer Petr-Karel Korous gab kurzerhand ein vom Designer aufgebautes Motorrad "Skorpion Sport" zu einem englischen Tuner und nach ca. 3 Wochen übernahm der englische Rennfahrer Mike Edwards die erste Renn Skorpion um am Rennen der europäischen Supermonoelite im Donington Park teilzunehmen. Es war ein wunderschönes Gefühl nach so vielen Jahren der Abstinenz wieder eine Zschopauer Rennmaschine am Start zu sehen.
Entsprechende Begeisterung zeigten auch viele englische Fans der Zschopauer Motorräder. Englands berühmtester Streckensprecher bei Motorradrennen, Fred Clark, verkündete dann auch sehr lautstark den zahlreichen Zuschauern an der Strecke: Sie sind wieder zurück! Und dann erfolgte eine umfangreiche Aufzählung berühmter Männer wie Walter Kaaden, Ernst Degner, Mike Hailwood und Alan Sheperd - rund um die MZ. Mike Edwards erreichte schließlich einen 7. Platz in der europäischen Elite und damit konnten die Männer von MuZ mehr als zufrieden sein. Der Auftakt war gelungen.
Mit verbesserten Fahrzeugen trat das MuZ Team 1994 an und durch Mike Edwards gab es schon die ersten Siege in Brands Hatch, Cadwell Park und Truxton und am Schluss der Saison reichte es zur englischen Vizemeisterschaft.
In Deutschland gab es durch den Crailsheimer Hans Peter Meyer 2. Plätze in Brünn und Frohburg. Der Anfang war gemacht. Für 1995 wurde die Renn Skorpion überarbeitet. Leider wurde diese Saison alles andere als gut. MuZ Werksfahrer Hans Peter Meyer hatte zu Saisonauftakt auf dem Nürburgring einen Sturz und fiel für Monate aus. Sporadisch wurde mit Elli Bindrum eine junge Frau aus Hambach in Franken eingesetzt. Sie erreicht bei einem Rennen in Barcelona Platz 2 und dokumentierte damit am Ende der Saison die Leistungsstärke der Renn Skorpion 1995. Für 1996 wurde eine neue Rennmaschine entwickelt. Die Geschäftsführung hatte den Spezialisten etwas mehr Spielraum eingeräumt, indem das neue Rennmotorrad nicht mehr in allen Teilen den Skorpion Sport entsprechen sollte.
Der Winter im Erzgebirge war wie gewöhnlich lang und unbarmherzig und die beiden Tests in Spanien und Italien fielen mehr oder weniger dem Regen zum Opfer. Als es dann zum ersten Lauf des Europäischen Supermono Cup nach Misano/Italien ging, wusste die Renntruppe nicht genau, woran sie war.
Trotzdem gelang Elli Bingrum mit Platz 7 ein Achtungserfolg. Im zweiten Rennen in Donington fuhr Mike Edwards der Konkurrenz auf und davon und erreichte so den ersten Sieg der Saison. Elli erreichte wiederum Platz 7. Beim 3. Lauf in Hockenheim fuhr der Hohenstein-Ernstthaler Rigo Richter die MuZ auf "Poleposition". Elli Bindrum spielte ihre Streckenkenntnisse aus und fuhr auf einen sensationellen 2. Startplatz. Leider verheizte Rigo Richter die Kupplung schon in der Besichtigungsrunde und konnte so nicht starten. Elli Bindrum zeigte auch im Rennen keinerlei Respekt vor "großen Männern" und errang einen nicht erwarteten 2. Platz, hinter Michi Rudroff, einem renomierten "Superbiker". Der 5. Lauf zum Europäischen Supermono Cup wurde in Brünn ausgefahren. Wieder erhielt der Hohenstein-Ernstthaler Rigo Richter eine Chance, und nutzte sie großartig.
In allen Trainingssitzungen fuhr er Bestzeit und gewann auch das Rennen ganz überlegen. Elli Bindrum erreichte den 4. Platz. Der 6. Lauf im britischen Brands Hatch war so etwas wie der absolute Saisonhöhepunkt. Mike Edwards fuhr Bestzeiten am laufenden Band, gewann das Rennen und stellte einen neuen Rundenrekord für die Supermonoklasse auf. Elli kam in einem spannenden Rennen auf Platz 6. Beim 7. Lauf in Assen siegte wiederum ganz überlegen Rigo Richter und Elli festigte ihre gute Gesamtplazierung mit Rang 3. Beim Saisonausklang in Albacete/Spanien war der Ausgang über den Gesamtsieg des Europa Cups noch völlig offen. Der Japaner Minoda, die Briten Cathcart und Ruth und die Deutsche, Elli Bindrum, hatten die besten Chancen. Also wurde gepokert und taktiert, was das Zeug hielt. Das Rennen gewann, und es war sein 3. Sieg in der laufenden Serie, Rigo Richter. Minoda belegte Platz 2 und Elli Platz 3. In der Gesamtwertung langte es für Minoda zum Cupgewinn vor Alan Cathcart und Elli Bindrum. Eine großartige und nicht erwartete Platzierung für die junge Frau aus Deutschland auf ihrer MuZ. In 8 Rennen 5 Siege für MuZ und das schnellste Motorrad der gesamten Saison.
Auch 1997 wurde im Rahmen der Superbike Weltmeisterschaft der Europäische Supermono Cup ausgefahren. In der Gesamtwertung belegten der Hohenstein-Ernstthaler Andre Friedrich Platz 2 und Elli Bindrum Platz 3. Alan Cathcart aus England gewinnt in Daytona, USA, den "Single Grand Prix" auf der Werks MuZ. Von 1997 bis 2002 wurde von MuZ, ab 1999 erfolgte die Rückbenennung in MZ, ein Marken Cup für Skorpion Motorräder im Rahmen der Internationalen Deutschen Meisterschaft ausgeschrieben. Diesen gewann in der ersten Saison Rony Wehran aus Hohenstein-Ernstthal. 1998 war der Bayer Paul Maria Listl erfolgreich, und MZ Cup Sieger 1999 wurde Jan Stecher vom Sachsenring. Im Jahr 2000 fiehl die Entscheidung erst auf den allerletzten Metern des letzten Rennens, als der dänische Praktikant bei MZ, Rikko Stendevad den Fuldaer Christian Nau knapp bezwingen konnte. 2001 und 2002 gewann der Bischofswerdaer Carsten Freudenberg. Die Pressemitteilung, dass MuZ 1998 in die Klasse bis 500 ccm des Grand Prix einsteigen wird, schlug wie eine Bombe ein, zumal ab 1998 auch wieder WM-Läufe auf dem neuen Sachsenring stattfinden sollten - nach 25-jähriger Abstinenz!
Doriano Romboni, Italien, gelang beim Saisonauftakt in Suzuka, Japan, ein großartiger 12. Platz und die ersten 4 WM-Punkte für das MuZ Team. Leider verletzte er sich beim Rennen Nr. 2 in Malaysia und fiel mit gebrochenem Kahnbein für die weitere Saison aus. So musste Testfahrer Eskil Sutter aus der Schweiz ran, der auf dem Sachsenring Platz 13 erreichte und von den Fans wie ein Sieger gefeiert wurde. In Brünn steuerte er mit Platz 14 noch 2 weitere WM-Punkte bei.
Für die Saison 1999 kamen der Holländer Jürgen van de Goorbergh und sporadisch Luca Cadalora zum Einsatz. Van de Goorbergh schaffte in Barcelona und Brünn auf der Viezylinder Zweitakt MZ zweimal sensationell die "Poleposition" - konnte seine hervorragenden Trainingsergebnisse im Rennen aber nicht umsetzen. Cadalora gelang am Sachsenring ein vorzüglicher 3. Rang im Training, im Rennen aber total übermotiviert ein spektakulärer Abflug. In der Saison 1999 kamen auch noch Simon Crafar, Anthony Gober und Noriyasu Numata zum Einsatz. Insgesamt wurden 64 WM-Punkte eingefahren, die MZ einen 5. Platz in der Marken WM einbrachten. Ende des Jahres wurde der GP-Einsatz beendet.
Seit der Markteinführung der Baghira gibt es bei MZ auch wieder Aktivitäten im Enduro Sport. 1996 beteiligt sich Mike Heydenreich mit dem Prototyp der Baghira erfolgreich am November-Enduro "In und um Zschopau". 1997 startet Jörg Hübler mit seiner serienmäßigen Baghira bei "Rund um Zschopau" und belegt in seiner Klasse Platz 2. Mit dem Prototyp einer 400er Enduro beteiligt soch Jörg Hübler, der inzwischen zum Versuchsleiter bei MZ avancierte, an der Offroad Challenge und an der German Cross Country Challenge. Bei der absolut schwierigsten "Rund um Zschopau" Veranstaltung der Neuzeit 2002 gelang ihm mit der MZ 400 Enduro ein Klassensieg.
MZ stellt mit Gunter Scheidhauer 2000 auf einer Baghira auch den Bergkönig von Rachau/Österreich. Für 2002 wurde von MZ im Supermoto ein völlig neuer Youngster Cup ausgeschrieben. Teilnahmeberechtigt, Fahrer mit einer J-Lizenz des DMSB ab 12 Jahren, in Ausnahmefällen aber auch schon ab 10 Jahren. Die maschinelle Basis: Motorräder MZ 125 SM - in Cupausführung.
Dieser Cup wurde schon im ersten Jahr ein voller Erfolg und sah in dem 13-jährigen Joshua Sommer einen würdigen Sieger. Bei MZ wird man auch in den nächsten Jahren am "MZ Youngster Cup" festhalten und damit einen ganz wesentlichen Beitrag zur Heranbildung von motorsportlichem Nachwuchs leisten.
Die Wiederbelebung des Enduro Sports in Zschopau - eine Erfolgsstory
Mit der Durchführung des 1. Weltmeister- schaftslaufes von "Rund um Zschopau" im Juni 1990, eine Woche vor der Einführung der D-Mark auf dem Gebiet der DDR, war für viele Enduro Fans das Thema "Rund um Zschopau" ein für allemal abgeschlossen. Zu drastische Veränderungen waren in der Wirtschaft dieser Region vor sich gegangen. Wer wollte ein solch großes Risiko auf sich nehmen? Aber ausgerechnet drei junge motorsportbegeisterte Witzschdorfer, Gründungsmitglieder des späteren Enduro- und Mountainbike Club Witzschdorf e.V. hatten, als die stärksten Nebel der politischen Wende verzogen waren, die Idee, 1992 eine Offroadveranstaltung für junge Leute mit Serienmotorrädern zu organisieren. Vorerst standen die motorsportbegeisterten Jugendlichen mit ihrer spontanen Idee allein auf weiter Flur, nichtsahnend was noch auf sie zukommen sollte.
Gegen viele Vorbehalte, Vorurteile und Bürokratie ankämpfend, gelang ihnen in den folgenden Jahren eine legale behördlich genehmigte Trainingsstrecke für Enduro- und Motocrossfahrer zu etablieren.
Im November 1993 fand die zweite Auflage der "Witzschdorfer" Geländefahrt statt. Immerhin gingen schon 50 Fahrer an den Start auf eine 20 km Runde Witzschdorf -Dittmannsdorf. Der organisatorische Aufwand hatte beträchtlich zugenommen. Längst lief noch nicht alles rund. Zu unerfahren waren die jungen Veranstalter. Aber ihr Enthusiasmus riss alle mit und ließ auch die Fahrer über manche Unzulänglichkeit hinwegschauen.
Das November Enduro 1995 wurde zu einem echten Prüfstein für alle Beteiligten und es wird ihnen wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Die Organisatoren hatten eine 40 km lange Strecke, gespickt mit vielen Schwierigkeiten, ausgesucht.
Als über Nacht ein plötzlicher Wintereinbruch mit 20 cm Neuschnee kam, schien die Veranstaltung unterzugehen. Aber die Veranstalter organisierten und improvisierten, so dass bei verkürzter Strecke die "Winterfahrt" für Fahrer und Zuschauer trotzdem zu einem Erlebnis wurde. Hier hatten die Organisatoren wohl auch etwas Glück der Tüchtigen auf ihrer Seite.
Für 1996 setzte der EMC neue Maßstäbe. Insgesamt 180 Fahrer gingen an den Start - das war Teilnehmerrekord. Die Durchführung erfolgte nach dem Reklament der Obersten Deutschen Motorsportkommision. Die Strecke wurde auf 60 km pro Runde verlängert. In Zusammenarbeit mit den befreundeten Clubs, wie zum Beispiel dem MC Amtsberg e.V., dem MSC Zschopau e.V., dem Offroad Club Hilmersdorf, dem MCV MZ Zschopau und dem AMV Chemnitz, war es möglich, die anstehenden Aufgaben gleichmäßig zu verteilen, um diese doch schon beträchtlich große Veranstaltung organisatorisch gut über die Bühne zu bringen. Ca. 25.000 begeisterte Zuschauer übertrafen alle Erwartungen.
Für 1997 wurde bei der OMK ein Antrag auf Durchführung des Endlaufes zur Deutschen Enduromeisterschaft gestellt. Dies war eine noch größere Herausforderung für die Organisatoren. Die offizielle Bezeichnung der Veranstaltung: 5. Internationales November-Enduro, Finale zur Deutschen Meisterschaft A/I Lizens und Fahrt um den Erzgebirgs Cup. 250 Fahrer gingen auf einen ca. 65 km langen Rundkurs, der ganz einfach "gehobenes Zschopauer Niveau" hatte. Da auch um die Sächsische Meisterschaft gefahren wurde, waren eine Vielzahl regionaler Enduro Fahrer am Start.
Mit der Veranstaltung 1998, die ebenfalls als Finallauf durchgeführt wurde, kam letztmalig der Titel November-Enduro zum Einsatz. Erstmals erfolgte die Einbindung des Trophy Senioren Wettbewerbs. Um den immen höheren Anforderungen gerecht werden zu können, wurde am 06.05.1999 der Motor Sport Club "Rund um Zschopau" e.V. im ADAC als eine Vereinigung der Ortsclubs ins Leben gerufen - gedacht als eine Organisation zur Vorbereitung und Durchführung von Motorsportveranstaltungen.
Erstmals wird der Name "Rund um Zschopau" wieder für die Veranstaltung genutzt. Durch den Titel "Internationale Deutsche Enduro-Meisterschaft" erfährt die Veranstaltung in Zschopau eine weitere Aufwertung - denn ganz automatisch kommen damit mehr internationale Spitzenleute des Enduro Sports nach Zschopau. Im Trophy Senioren Wettbewerb traf das Ex-DDR-Trophyteam auf die BRD, Schweden, die Schweiz, Italien Österreich und auf eine sogenannte Weltauswahl. Erstmals wurde auch ein Damenpokal ausgefahren. Auch 2000 ist der Lauf in Zschopau Finallauf zur Deutschen Meisterschaft. Das Startfeld wird wiederum ausgeweitet. Es ist fast alles in Zschopau am Start, was international im Enduro Sport Rang und Name hat - Schweden, Finnen, Italiener, Tschechen, Australier und natürlich alle deutschen Spitzenfahrer. Man legt einfach Wert darauf, in Zschopau an den Start gehen zu können. Erstmalig wird eine Transponder Zeitmessung eingesetzt, die eine exakte Zeitmessung garantiert und die Voraussetzung für eine zügige Ergebnisvorlage ist.
Die Zschopauer Geländefahrt mit einer jahrzehntelangen Tradition, bekannt für perfekte Organisation, anspruchsvoller Streckenführung, einem begeisterungsfähigen und fairen Publikum - das ist Enduro Sport vom Feinsten und das hat sich inzwischen in der Enduro Welt rumgesprochen. Spätestens im Jahr 2000 durften die drei motorsportbegeisterten Witzschdorfer ein bisschen stolz auf sich sein, denn schließlich hatten sie ja die "Lawine" losgetreten, auch wenn von den Anfängen nichts mehr geblieben ist. Heute gibt es ein schlagkräftiges kampferprobtes Organisationsteam und Hunderte von Helfern, die alle mit dem Herzen dabei sind. Unterstützung finden die Organisatoren aber auch auf dem Landratsamt, den Gemeinden, der Stadt Zschopau - und ganz besonders wichtig - bei den Grundstückseigentümern. Die Veranstaltung "Rund um Zschopau" ist in den letzten Jahren ständig gewachsen und so ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass für 2004 ein Enduro Weltmeisterschaftslauf nach Zschopau vergeben wurde.
Große Aufgaben und unendlich viel Kleinarbeit stehen an. Aber alles das sollten die Organisatoren, die, und das ist wohl auch so eine Zschopauer Spezialität, freundschaftlich zusammenarbeiten, eher beflügeln, denn sie sollten wissen, die Enduro Welt blickt auf Zschopau!